Myanmar - Die Beziehungen zwischen den ethnischen Minderheiten und der Regierung waren schon immer Ursache von Spannungen. Was können wir tun?
Die muslimische, staatenlose Minderheit der Rohingyas hat im vergangenen Jahr mit erschreckenden Bildern für viel mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Wir sind ohnmächtige Zeugen einer ethnischen Säuberung mittels erzwungener Emigration von, gemäss UNO, mehr als 600 000 Männern, Frauen und Kindern nach Bangladesch. Angesichts dieser Tragödie machte sich bei den Fernsehzuschauern Unverständnis breit. 2015 hatte der Aufstieg von Aung San Suu Kyi zur Regierungschefin Optimismus verbreitet. Zumal viele glaubten, auch ohne die Lehre des Buddhismus genauer zu kennen, dass der Buddhismus den Qualen von Intoleranz und vor allem von Gewalt entkommen würde. Die Entzauberung so mancher Ideen hat uns auf den Boden der Realität zurückgeführt.
Die Rohingyas sind nicht die einzige ethnische Minderheit, die von der birmanischen Armee Tatmadaw attackiert wird. Es gibt über 600 000 im eigenen Land Vertriebene. Der historische Ursprung geht auf den Unabhängigkeitskampf zurück, in welchem sich die Minderheiten mehrheitlich auf die Seite der Engländer stellten. Spannungen und gegenseitiges Misstrauen dauern bis heute an, wobei auch andere Faktoren wie übertriebener Nationalismus dazu beitragen.
CDiese Spannungen zwischen Regierung und ethnischen Minderheiten führen glücklicherweise nicht automatisch zu einem bewaffneten Konflikt. In unserer Interventionsregion sind die ethnischen Minderheiten Opfer einer institutionellen Diskriminierung, die sich durch staatliche Finanzierung von Gemeinschaftsprojekten aufgrund zufälliger Kriterien äussert. Schulen und Gesundheitszentren werden von der Regierung systematisch in Dörfern mit mehrheitlich birmanischer Bevölkerung errichtet. Nouvelle Planète versucht in diesen Fällen die Auswirkungen dieser Politik abzufedern und eine Chancengleichheit sicherzustellen. Unsere Unterstützung konzentriert sich auf die mehrheitlich von der Chin Minderheit bewohnten Dörfer. Beispiel dafür ist der Bau von Schulen in den Dörfern Nyaung Kong, Aung, Khum Nuai und Let Pan Chaung.
Friede und gegenseitiger Respekt, die dem Land eine echte Entwicklung ermöglichen könnten, sind noch weit entfernt. Die Hoffnung bleibt jedoch. Hoffen wir, dass der Besuch hoher Offiziere der birmanischen Armee vom letzten Oktober in der Schweiz den Gästen erlaubt hat, die Mechanismen eines Föderalismus kennenzulernen, der alle Bewohner einschliesst.
- Über 60 Mio. Einwohner
- 135 offiziell anerkannte ethnische Minderheiten
- 68 % Bamar, 9 % Shan, 7 % Karen, 4 % Rakhine, …
- 88 % Buddhisten, 6 % Christen, 4 % Muslime, …
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Bernhard Meili