Frauen, die in den bereits gemähten Reisfeldern die letzten Fische fangen.

Madagaskar - Die Bewohner von Ambohimandroso haben das Bewässerungsprojekt genutzt, um neue wirtschaftliche Aktivitäten zu entwickeln.

Wir bewegen uns wie Seiltänzer über die Steinmäuerchen, welche die Reisfelder der Ebene von Amohimandroso abgrenzen. Plötzlich springt ein Fisch aus dem Wasser beim Versuch eine Mücke zu erhaschen. Verdutzt über dieses plötzliche und unerwartete Auftauchen frage ich den Bauern Augustin Rafanomezantsoa, der uns zum Wasserdamm begleitet, dessen Bau wir vor mehr als zwei Jahren finanziert haben: „Ist es üblich, dass sich Fische in den Reisfeldern verirren?“ Er lächelt: „Wir entwickeln die Reisfischzucht“.

Ergänzende Aktivitäten

Der Landwirt sagt: „Dar Wasserdamm ermöglicht nun eine kontinuierliche Bewässerung von über 120 Hektar. 38 Familien haben die Gelegenheit genutzt, um Fische zu züchten und gleichzeitig Reis anzubauen. 10 weitere Familien haben sich für die Aufzucht von Enten entschieden. Dank dieser neuartigen Aktivitäten können wir zwischen Februar und Mai täglich umgerechnet CHF 2,50 verdienen. Das ist ein sehr willkommenes Einkommen in unserer Region“. Augustin ergänzt: „Ich habe 300 Alvins in mein Reisfeld eingesetzt und plane, etwa 100 Kilo Fisch zu verkaufen“.

Etwa 40 Familien haben keine eigenen Felder, sie sind die am stärksten gefährdete soziale Schicht. Um nicht auf der Strecke zu bleiben, haben sie mit Landbesitzern verhandelt, um dort diese zusätzlichen Aktivitäten auszuüben.

Unser Gesprächspartner betont: „Das ist eine unverhoffte Gelegenheit, unsere Lebensbedingungen zu verbessern“. Die Anwesenheit von Fischen in den Reisfeldern sorgt ausserdem für eine Verringerung des Unkrauts, eine gute Düngung, eine bessere Sauerstoffversorgung und eine dem Hacken gleichwertige Wirkung.

3x mehr

Diese Erträge ergänzen die Ergebnisse in der Landwirtschaft. Durch die kontinuierliche Bewässerung der Felder konnten die Anbauflächen vergrössert und die Reiserträge gesteigert werden: von 0,6 Tonnen pro Hektar vor der Intervention auf über 1,8 Tonnen im Jahr 2023 bis hin zu 2,8 Tonnen im Jahr 2024! Darüber hinaus gewinnt der Anbau von Gegenkulturen während der Trockenzeit an Bedeutung. Diese positiven Ergebnisse zeugen von einer Innovationsfähigkeit der Landwirte. 90% des Landes werden 2024 bebaut, gegenüber 36,3% im Jahr 2023. Es werden Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Weizen und Futterpflanzen angebaut. Mit anderen Worten: Es gibt mehr Menge, mehr Vielfalt und mehr Anbauzeit.

Augustin Rafanomezantsoa hält an. Wir haben den Wasserdamm erreicht. Er folgert: „Sie haben keine Ahnung, wie sehr dieses Bauwerk unser Leben verändert hat. Wir setzen alles daran, diese Errungenschaften zu sichern“.

Xavier Mühlethaler