Wie wir wissen, sind Worte nicht harmlos, sondern sollten mit Bedacht gewählt werden. Worte können eine Person, eine Gruppe oder eine Gemeinschaft verletzen. Sprechen wir mit Bekannten, ist es nicht allzu schwierig, die passenden Worte zu finden. Spricht man mit jemandem aus einer anderen Kultur oder mit einer Gruppe, wird es schon komplizierter. Wörter erhalten durch Geschichte, Kultur und Machtverhältnisse unterschiedliche Konnotationen. Bestimmte Begriffe können je nachdem als böswillige Anspielungen verstanden werden. Auch die Debatte um die inklusive Schreibweise zeugt von vielerlei Herausforderungen. Im Bereich der internationalen Zusammenarbeit wiederum kann ein unangemessener und manchmal paternalistischer Sprachgebrauch dazu führen, dass sich bestimmte Gruppen ausgegrenzt fühlen.

Aktuelle Studien

Das Nadel-Institut der ETHZ hat zu diesem Thema jüngst den Leitfaden „Words Matter“ für Organisationen, die in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind, veröffentlicht. Darin wird u.a. aufgezeigt, dass einst geläufige Begriffe heute negativ konnotiert und unangemessen sind. Während der Kolonialzeit verwendete Begriffe beispielsweise zeugen häufig vom damaligen Machtgefälle, so etwa die Begriffe „Dritte Welt“ oder „unterentwickelte Länder“. Heutzutage verstärken derartige Wörter Ungleichheiten und können den Rassismus begünstigen.

Achtsam sein

Als Leitplanken für unser Handeln dienen uns die Werte und die Charta von Nouvelle Planète. Dazu gehört insbesondere, andere Menschen mit Respekt zu behandeln. Dementsprechend stehen wir in der Verantwortung, als umsichtige Botschafter mit Taktgefühl zu handeln, d.h. den wichtigsten Akteuren nichts aufzuzwingen, sondern ihnen zuzuhören. So sollten wir darauf achten, wie die Menschen in unseren Interventionsländern auf unsere Handlungen und Worte reagieren. Wir haben schon seit Längerem die von uns benutzten Wörter einer Prüfung unterzogen und vor einigen Jahren beschlossen, Begriffe wie „Süden“, „arme Länder“ oder „Unterentwicklung“ nicht mehr zu verwenden. Diese Wörter sind unseres Erachtens zu allgemein, implizieren sie doch zum Beispiel unzutreffenderweise, dass sämtliche Länder in der südlichen Hemisphäre arm sind.

Wir möchten auch Sie dazu ermutigen, auf Ihre Wortwahl zu achten, wenn Sie über Ihre Erfahrungen in Afrika, Asien oder Lateinamerika sprechen.

Philippe Randin

Übersetzt von Marina Bentele