Einer der bereits angelegten Heilpflanzengärten

Peruanischer Amazonas - Die indigenen Frauen möchten ihr traditionelles Wissen verwerten. Unterstützen Sie sie beim Anlegen ihres Gartens Eden.

In der letzten Ausgabe unserer Zeitung stellten wir Ihnen die Ergebnisse eines Pilotversuchs vor, bei dem Frauen von zwei Shipibo-Gemeinschaften der Region Ucayali bei der Anlage von Heilpflanzengärten unterstützt worden waren. Angesichts der erfreulichen Resultate haben wir beschlossen, diesen Versuch fortzuführen. So werden wir eine weitere Gruppe aus 18 Frauen bei der Anlage ihrer persönlichen Heilpflanzengärten unterstützen.

Verlust von traditionellem Wissen

Die Shipibos sind für ihr altüberliefertes Wissen im Bereich der Heilpflanzen bekannt. Ihre Schamanen heilen seit Urzeiten mit Meisterpflanzen wie Tabak oder Ayahuasca. Sie sagen, dass diese Pflanzen es ihnen erlauben, Kenntnisse über die heilenden Eigenschaften anderer Pflanzen zu erwerben. So verwenden sie beispielsweise die Pflanze Toé (eine Art Stechapfel) gegen Durchfall oder Darmparasiten, zwei der wichtigsten Gesundheitsprobleme der lokalen Bevölkerung. Die Shipibos wissen, wie sie diese hochwirksame Pflanze, die bei falscher Dosierung tödlich sein kann, zubereiten und verabreichen müssen.

Es besteht jedoch die Gefahr, dass diese wertvollen Kenntnisse verloren gehen. Infolge der Einführung moderner Lebensgewohnheiten ziehen die jüngeren Generationen den indigenen Heilmitteln tendenziell moderne Arzneimittel vor. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich Shipibos aus Gemeinschaften entfernterer Regionen in der Nähe der Stadt Pucallpa niedergelassen. Dies wegen der hier vorhandenen Gesundheitsdiensten und Schulen sowie wegen der Märkte, wo sie ihre Produkte absetzen können. Folglich sind im Bezirk Yarinacocha neue Gemeinschaften entstanden. Diese neue „städtische“ Lebensweise bringt allerdings nicht nur Vorteile. Die Gesundheitsversorgung bleibt prekär. Bei den Kindern sieht man alarmierende Anzeichen von Fehlernährung. Ausserdem haben die Shipibos trotz des nahegelegenen urbanen Gesundheitszentrums nur beschränkten Zugang zu den Gesundheitsdiensten.

Hüterinnen der Traditionen

Angesichts dieser Situation haben die Frauen der zwei Shipibo-Gemeinschaften beschlossen, ihre Kenntnisse zusammenzulegen. Mit Unterstützung von Nouvelle Planète und peruanischen Heilpflanzen-Spezialisten organisieren sie Schulungen und Treffen. Auf diese Weise können sie ihr Wissen teilen und sich gleichzeitig im Anbau und in der Zubereitung von Heilpflanzen schulen. In einer ersten Phase erhalten sie die technische Unterstützung und das notwendige Material (Stiefel, Schaufeln, Spaten, Zäune), um 200 m2 grosse Gärten anzulegen, wo sie rund zwanzig verschiedene Arten von Heilpflanzen anbauen können. In einer zweiten Phase diskutieren sie und experimentieren mit der Zubereitung spezifischer Heilmittel.

Die Frauen, die am Pilotversuch teilgenommen haben, sind es bereits gewohnt, ihr Wissen mit den Frauen anderer Gemeinschaften auszutauschen. Bei Familientreffen sprechen sie von den Tugenden der Heilpflanzen und wie wichtig deren Anbau ist. Die Mitglieder anderer Gemeinschaften kommen zu ihnen und bitten sie um Rat und Präparate. So sind sie zu Expertinnen geworden, die die Verwendung dieser Pflanzen nachhaltig fördern. Damit hat sich auch ihr Status innerhalb ihrer Gemeinschaften verbessert.

Mit Ihrer Spende helfen Sie diesen indigenen Frauen nicht nur, ihr Wissen zu erhalten, sondern leisten zudem einen Beitrag zur Wahrung dieser einzigartigen Kenntnisse über die Arzneipflanzen des artenreichen Amazonasgebiets. Dafür sind wir Ihnen sehr dankbar.

Mit CHF 100.– spenden Sie einer Shipibo-Frau ein Landwirtschafts- Kit, mit dem sie ihren Heilpflanzengarten anlegen kann.

Um dieses Projekt zu unterstützen, geben Sie einfach „Pflanzen Peru“ bei Ihrer Überweisung an. Ein herzliches Dankeschön.

Aurélien Stoll

Übersetzt von Marina Bentele