Vietnam - Im zentralen Hochland, in der Provinz Quang Nâm, arbeiten wir mit der ethnischen Minderheit der Co‘-tu zusammen. Besuch in einem Dorf.
„Ich brauchte zwei ganze Tage, um das erste Dorf zu erreichen, das mit uns Kontakt aufgenommen hatte. Solche Dörfer ethnischer Minderheiten liegen meist abgelegen in den Bergen und sind schwer zu erreichen. Bho Hoong liegt in der Gemeinde Song Kon, im Distrikt Dong Giang“, erklärt Trinh, unsere Koordinatorin in Vietnam. Wie viele andere wurde das Dorf von der Regierung erstellt, um die Familien der ethnischen Minderheiten zusammenzubringen, die vorher isoliert im Wald lebten. In diesem Dorf hat der Staat die Häuser gemäss der Tradition wieder aufgebaut: Versammlungshaus auf Stelzen im Zentrum und die Familienhäuser im Kreis rund herum. Die Bewohner haben fliessendes Wasser und Elektrizität zur Verfügung. Die Kinder können die Schule besuchen, auf Vietnamesisch. Trotzdem fühlen sie sich marginalisiert. Das Dorf ist um einen Dorf Chef herum organisiert, einen Rat mit 3 Mitgliedern und Aktionsgruppen“, präzisiert Trinh.
„Um die Bedürfnisse der Bevölkerung einzuschätzen, habe ich vorgeschlagen, diese zu treffen“, fährt Trinh fort. „Der Dorf Chef hat eine Versammlung im Zentralhaus organisiert.
Dort habe ich mich mit der Frauengruppe, der Gruppe junger Erwachsener und der Gruppe der Älteren unterhalten können. Anfangs war ein Delegierter der Gemeinde anwesend. Glücklicherweise ist er weggegangen, als die Diskussion sich in die Länge zogen. Daraufhin wurde die Diskussion viel freier und interessanter. Jeder traute sich zu sagen, was er dachte.“
„Jede Gruppe beriet sich, bevor sie wiedergab, worüber sie nachgedacht hatte. Das war zeitaufwendig, aber diese Vorgehensweise half dabei, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Die Beteiligung der Bevölkerung hat mir einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Die Gruppen konnten sich auf konstruktive Art austauschen. Die Frauengruppe war besonders dynamisch und klarsehend. Am Ende des Tages einigten sich die Gruppen auf die wichtigsten Aspekte, um ihre Situation und die des Dorfes zu verbessern. Sie stellten den Kampf gegen Erdrutsche und den Zugang zu Kleinkrediten in den Vordergrund. Jetzt werden sich meine Gespräche mit den Behörden fortsetzen. Sicher ist, dass wir dieses Dorf über mehrere Jahre hinweg unterstützen müssen, genauso wie die andern in der Region.“
Mai Ti Tu Trinh und Philippe Randin
Übersetzt von Katharina Althaus