Umschlag eines der vier Bücher

Peruanischer Amazonas - Vier Bücher sind soeben erschienen und unterstreichen den Wert der Matsé-Kultur.

Der peruanischen NGO Acaté Amazon Conservation (AAC) ist ein Geniestreich gelungen. Sie haben mitten in einer Pandemie, vier neue Lehrbücher auf Matsé und Spanisch publiziert. Die Bücher dokumentieren das Wissen der Matsé über die Natur. Dieses Volk lebt in einer schwer zugänglichen Region im peruanischen Amazonasgebiet und die meisten sprechen nur ihre indigene Sprache. Bis vor kurzem gab es keine schriftlichen Nachweise.

Seit mehreren Jahren bildet Acaté junge Matsé zu Autoren aus, die Interviews mit den Älteren führen und sie zu ihrem Wissen über den Wald befragen, diese Gespräche dann verschriftlichen und in Buchform veröffentlichen. Ein Künstler der Matsé liefert handgefertigte Aquarelle. Die vier Bände behandeln die Naturgeschichte der Reptilien, geben eine Übersicht über alle Tierarten im Gebiet der Matsé sowie die dort heimischen Pflanzen. Den Abschluss bildet ein Abc in der Sprache der Matsé „um lesen zu lernen“.

 

Grösste Qualität

Das Resultat dieser Arbeit ist aufsehenerregend. Illustriert mit hunderten farbigen Bildern von aussergewöhnlicher Schönheit, gemalt mit beeindruckender Präzision, sind diese Bücher viel mehr als Lehrbücher zum Lesen lernen. Man könnte meinen, man läse ein Buch von Carl von Linné, dem schwedischen Naturforscher und Begründer der noch heute verwendeten Nomenklatur für die Klassifizierung der Arten und Gattungen. Nur dass diesmal die Farben und die Vielfalt der Tropen enthalten sind.

Alle, die sich in das Gebiet der Matsé wagen, sollten lesen, was die Älteren über die dort angesiedelten Arten zu erzählen haben.

Besonders interessant ist die Schildkröte ashna charapa. Sie hat einen grossen Kopf, riecht aber so streng, dass die Matsé sie nicht essen. Oder der Gecko salamanca, den die Matsé auf ihren Dächern willkommen heissen, da er alle Kakerlaken und Spinnen frisst.

Jeremy Narby

Übersetzt von Sonja Tschannen