Die Konflikte hinterlassen Spuren der Verwüstung.

Myanmar - Der Wechsel zwischen Zeiten der Ruhe und gewalttätigen Auseinandersetzungen zehrt an den Kräften. Wie erleben unsere Mitarbeitenden in Kalaymyo diese Situation?

Wie nehmen Sie die gegenwärtige Situation wahr?

„Die Situation in Kalaymyo ist mit einer Mine vergleichbar, die überall und jederzeit explodieren kann. Im Augenblick gibt es in Kalaymyo selbst keine Gefechte. Doch seit die Peoples Defence Force (PDF) rund um die Stadt Stellung bezogen hat, setzt die Militärjunta jeden Tag Artillerie ein, um ihre Stellungen zu beschiessen. In der Stadt gibt es zahlreiche Checkpoints. Die Militärs überprüfen dort alles.“

Welches sind Ihre grössten Herausforderungen?

„Die Preise sind gestiegen und es ist manchmal schwierig, die lebensnotwenigen Waren zu finden. Der Reispreis hat sich verdreifacht und ein Ei kostet gar das Fünffache. Zahlreiche Familien leiden unter Nahrungsknappheit. Infolgedessen sind Plünderungen und Diebstähle häufig. Wir sehen viel mehr Sammler von Plastik und leeren Flaschen und auch Bettler. Früher kannten wir solche Zustände nicht.

Im Übrigen hat die Militärjunta in gewissen Vierteln von Kalay eine Welle von Einberufungen von 18–35-jährigen Männern gestartet, um sie zwangsweise zu mobilisieren. Viele junge Leute flüchten“.

Welches sind die belastendsten Situationen?

„Die Folgen dieses Krieges wie die Zerstörung von Häusern und der Tod von Menschen schmerzen und rauben uns die Kraft. Wie haben das Gefühl, dass es riskant ist, irgendwohin zu gehen. Wir leben in Angst. Man gewöhnt sich nie an den täglichen Lärm der schweren Waffen.“

Wie arbeitet man unter derartigen Bedingungen?

„Wir sind viel wachsamer. Bevor wir das Haus verlassen, sorgen wir dafür, keine Datenspuren zu hinterlassen, die uns verraten könnten. Wir entfernen sämtliche Einträge auf unseren Mobiltelefonen, die als verdächtig angesehen werden könnten. Wenn wir mit dem Motorrad unterwegs sind, achten wir aus Furcht vor Minen darauf, in der Strassenmitte zu fahren. Wir müssen auch viel Zeit in den Aufbau von Vertrauensbeziehungen zu den Dorfverantwortlichen und den Gemeinschaften investieren. Seitdem der Krieg ausgebrochen ist, sind die Leute noch misstrauischer geworden.“

Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft?

„Wir wollen, dass in Myanmar Frieden herrscht. Wir möchten zum Wiederaufbau und zur Versöhnung beitragen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Interview von Xavier Mühlethaler

Übersetzt von Katharina Althaus