Im August waren die Massnahmen in der Schule drakonisch.

Myanmar - Auf der ganzen Welt reagierten die einzelnen Länder unterschiedlich auf Covid-19. In Myanmar sorgen die drastischen Massnahmen und ihre Dauer für Fragezeichen.

Der erste Corona-Fall in Myanmar wurde offiziell am 21. März 2020 registriert. Er war ein in den Vereinigten Staaten lebender burmesischer Staatsangehöriger, der in das Land zurückgekehrt war, um an einer Hochzeit in Tedim teilzunehmen. Dies ist eine Stadt im Bundesstaat Chin, nicht weit von unseren beiden Interventionszonen entfernt. Als Hochzeitsgeschenk kam die Armee zum Einsatz, stellte die Stadt unter Quarantäne und untersagte alle Reisen in der Gegend.

Das SARS-Gespenst

Dieser Gegenschlag schien logisch, da zu diesem Zeitpunkt nur wenige Informationen über das Virus vorhanden waren und die Bilder aus China und Italien nicht sehr beruhigend wirkten. Darüber hinaus liess die lange Liste der Atemwegserkrankungen in Asien, insbesondere SARS, das Schlimmste befürchten.

Griffige Massnahmen

Wegen eines versagenden medizinichen Systems dehnten die burmesischen Behörden die in Tedim eingeführten Massnahmen rasch auf das ganze Land aus. Die Aussengrenzen Myanmars sind seit dem 29. März 2020 geschlossen! Aus Angst vor einer gesundheitlichen Katastrophe wollen die Behörden kein Risiko eingehen.

Die Wiedereröffnung der Schulen im August wurde im letzten Moment ausgesetzt, nachdem eine Flut neuer Fälle aufgetreten war. Es herrscht Paranoia. Anfang September waren 2000 Infektionen und etwa zwanzig Todesfälle bekannt – und das in einem Land von der Grösse Frankreichs! Trotz aller Vorsichtsmassnahmen vervielfachten sich die Fälle. Myanmar erlebt nun seine „erste Welle“ mit voller Wucht, und als Folge davon bleiben die restriktiven Massnahmen bis auf weiteres bestehen.

Wie geht es weiter?

Wie kommen wir aus dieser Spirale heraus? Eine Rückkehr zu einer gewissen Normalität ist erwünscht, doch angesichts der Ausbreitung ist dies momentan kaum vorstellbar. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Myanmar ein schwaches Gesundheitssystem hat, was die Situation riskant macht. Die Auswirkungen sind dramatisch: Das nächste Jahr sieht für die Studierenden düster aus, die wirtschaftlichen Folgen werden untragbar sein. Wie immer in Krisen, trifft es die schwächsten Bevölkerungsschichten am härtesten. Zum Glück ist es unserem Koordinationsteam trotz der vielen Herausforderungen gelungen, die drei laufenden Projekte umzusetzen. Das bietet den Begünstigten in diesen unruhigen Zeiten eine willkommene Unterstützung.

Xavier Mühlethaler

Übersetzt von Pia Bangerter