Symbol des Engagements, eine gut gepflegte Zapfstelle.

Madagaskar - Welche wesentlichen Elemente sind notwendig, um die Nachhaltigkeit eines Wasserversorgungssystems sicherzustellen? Ein inspirierendes Beispiel aus Ampolomanarivo.

Die Wasserversorgung von Ampolomanarivo fängt Wasser aus einer Quelle auf, das über fast einen Kilometer Leitungen zu einem 12,5 m³ grossen Reservoir geleitet wird. Von dort speist ein Netzwerk von etwa 2 km Leitungen das Wasser an sieben Zapfstellen im Dorf. Diese Infrastruktur wurde vor vier Jahren installiert und hat den Alltag der BewohnerInnen grundlegend verändert: Die Zeit, um einen Kanister zu füllen, wurde von 30 auf 3 Minuten reduziert, wasserbedingte Krankheiten sind stark zurückgegangen und die allgemeine Hygiene im Dorf hat sich deutlich verbessert. Um diese Errungenschaften zu bewahren, gilt ein einziges Gebot: Instandhaltung.

Strikte Regelung

Ein klarer Nutzungsrahmen wurde gemeinsam von den NutzerInnen bei einem Dorftreffen festgelegt. Beim Nachfragen zeigt sich, dass die BewohnerInnen diesen gut kennen und vor allem respektieren. So ist es beispielsweise verboten, das Wasser der Zapfstellen für das Waschen von Wäsche oder für Bauarbeiten zu verwenden. Kinder unter 12 Jahren dürfen kein Wasser holen. Bei Nichteinhaltung droht eine Geldstrafe von MGA 5’000.-. Ein weiteres aufschlussreiches Detail: Alle, die Wasser holen, ziehen ihre Schuhe aus, um den Platz nicht zu verschmutzen – ein Zeichen des Respekts gegenüber der Infrastruktur. Die Zapfstellen sind zudem täglich nur von 6 bis 9 Uhr sowie von 15 bis 17 Uhr zugänglich.

Diese eingeschränkten Öffnungszeiten helfen, Wasserverschwendung zu vermeiden und das Risiko von Vorfällen ausserhalb der Stosszeiten zu verringern.

Instandhaltungsplan

Ein Instandhaltungsplan ist ebenfalls vorhanden. Das Speicherbecken und die Wasserfassung werden viermal jährlich gereinigt, die Wasserentnahmestellen täglich gewartet. Zur Finanzierung dieser Massnahmen zahlt jede Familie einen monatlichen Beitrag von MGA 1’000.-. Die Einzahlungsquote liegt bei fast 100 % – ein Beweis für die breite Unterstützung in der Bevölkerung.

Verantwortlichkeiten

Regelung und Wartungsplan lassen sich nur mit einer gut strukturierten kollektiven Organisation umsetzen. Das Hauptkomitee, bestehend aus vier Mitgliedern, trifft sich regelmässig, um die Infrastruktur zu überprüfen und Wartungsarbeiten zu planen. Bei grösseren Arbeiten wird die Gemeinschaft mobilisiert. Drei spezifische ausgebildete lokale Techniker stehen unterstützend zur Seite. Die tägliche Wartung der Zapfstellen übernehmen jeweils zwei bis drei zuständige Personen pro Wasserstelle.

Das Ergebnis dieser strikten Organisation und des beispielhaften Engagements der DorfbewohnerInnen: Alle Zapfstellen sind in gutem Zustand, einige wurden bereits neu gestrichen, und in bestimmten Fällen wurden sogar die Aussenumzäunungen erneuert. Dank diesem kollektiven Einsatz wird auch künftigen Generationen Trinkwasser zur Verfügung stehen.

Xavier Mühlethaler

Übersetzt von Britta Buxmann