Guinea - Mit dem Zugang zu fliessendem Wasser stellt sich eine neue Herausforderung: die Verbesserung von Hygiene und sanitären Bedingungen. Für Frau Camara bedeutet der Bau einer Latrine eine kleine Revolution.
Im Dorf Kalia steht Frau Camara, eine junge Mutter von drei Kindern, vor der ersten Latrine ihrer Familie. Bisher mussten sie und ihre Angehörigen mehrere Hundert Meter zurücklegen, um ihre Notdurft im Freien zu verrichten. Unter dem Motto „Für jeden Haushalt eine Latrine“ hat die Unterstützung von Nouvelle Planète die Situation verändert. Um dieses «stille Örtchen» zu erhalten, musste jede Familie eine fünf Meter tiefe Grube ausheben und einen Teil des Materials selbst bereitstellen. Frau Camara nahm die Herausforderung an – mit Hilfe ihres Mannes und weiterer Familienmitglieder. Im Gegenzug erhielt sie eine Betonplatte, Zement, Wellbleche für den Bau sowie ein Set zur Händereinigung.
Infrastrukturen sind ein Anfang, aber die richtigen Verhaltensweisen machen den Unterschied. Frau Camara nahm daher an einer Sensibilisierungsveranstaltung zur Bedeutung des Händewaschens und zur Pflege der Latrine teil. Zusammen mit 133 Dorfbewohnern, darunter 87 Frauen, verpflichtete sie sich, die neu erlernten Praktiken in ihrer Familie weiterzugeben. Jetzt waschen sich ihre Kinder nach jedem Toilettengang konsequent die Hände, eine einfache, aber entscheidende Geste.
Die Dorfgemeinschaft beschloss ausserdem, ein Abfallmanagementsystem einzurichten. Vier Müllsammelstellen wurden eingerichtet und den Komitees übergeben, die auch für die Zapfstellen zuständig sind.
In diesem Rahmen nahm Frau Camara an einer Schulung zum Kompostieren teil. Sie lernte dort, wie man organische Abfälle in Dünger umwandelt, eine Methode, die in ihrem Dorf noch wenig bekannt war. Inspiriert davon, richtete sie gemeinsam mit anderen Frauen, die aktiv im Gemüsebau sind, eine Kompostierungsgrube ein.
Heute ist der Besitz einer Latrine in Kalia ein Zeichen von «Modernität“. Weniger Krankheiten, eine sauberere Umwelt und ein gemeinsames Bewusstsein prägen diesen Wandel. Die Komitees sorgen für die Instandhaltung der Anlagen und mobilisieren die Bewohner, um diese Errungenschaften zu bewahren. Für Frau Camara ist ihre Latrine ein Symbol für Autonomie und Würde. Jeden Morgen, wenn sie sieht, wie ihre Kinder sich die Hände waschen, weiss sie: Ihr Dorf bewegt sich in Richtung einer gesünderen Zukunft.
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Nerina Gross