Trinkwasser, eine immer knappere Ressource.
Ohne regelmässiges Wasser, kein Gemüseanbau.

Guinea - Meine Projektbesuche sind die Gelegenheit, um den Puls der Gemeinschaften zu spüren. Die Befürchtungen, welche angesichts des Klimawandels geäussert wurden, waren anlässlich meiner Besuche allgegenwärtig.

„Im vergangenen Jahr waren das Niederschlagsdefizit und die Hitzeperioden in unserer Region extrem. Wir hatten noch nie eine vergleichbare Katastrophe erlebt: Wasserquellen versiegten, Brunnen hatten kein Wasser mehr und die Flüsse trockneten völlig aus. Unsere Ernten waren aussergewöhnlich mager“ bezeugt Doumbouya Touré de Maléya Labifou. Er fügt an; „Das Schlimmste ist, dass es dieses Jahr so weiterzugehen scheint! Normalerweise befinden wir uns jetzt in der Regenzeit, aber es gibt nur sporadische und extrem heftige Gewitter. Das Klima ist komplett aus den Fugen geraten.“ Angesichts dieser Realität haben sogar die Behörden die Imame aufgefordert, gemeinschaftliche Gebete in den Moscheen zu organisieren.

Das Trinkwasser wird knapper

Unsere Interventionen sind betroffen. Unser strategischer Partner hat noch nie so viele besorgte Anrufe von verschiedenen Wasserkomitees erhalten, die von einem Rückgang des Wasserflusses an den Wasserstellen berichten. Die NutzerInnen von Maléya, Kébéfria, Yenguissa wollen auf keinen Fall ihr Privileg verlieren, Zugang zu Trinkwasser in der Nähe Ihres Zuhauses zu haben. Im Falle von Woléya wird es nötig sein, das Bohrloch zu vertiefen. In Wolia muss die Versorgungsquelle gewechselt werden und in Khalia besteht die Möglichkeit, zusätzliche Quellen zu erschliessen. Zugang zu Trinkwasser während des ganzen Jahres zu ermöglichen, wird mehr und mehr zu einer grossen Herausforderung.

Herausforderungen für die Gemüsebauern

Auch die Gemüseanbaugruppierungen werden nicht verschont. Die 2 Hektar grosse Anbaufläche von Khonéya musste beispielsweise versetzt werden, weil die Brunnen austrockneten. M’balia Bangoura von Sangafangi erklärt: „Wenn wir in der Trockenzeit Gemüse anbauen, brauchen wir unbedingt genügend Wasser, sonst verlieren wir die gesamte Ernte. Unsere grösste Sorge sind jedoch die Stürme, die unsere zarten Setzlinge beschädigen, die wir gerade erst in die Erde gebracht haben. Der gesamte Anbauplan ist durcheinandergeraten, wir haben unsere Orientierung verloren“. Aufgrund dieser Beobachtungen wurden Anpassungen vorgenommen wie zum Beispiel das Pflanzen von Windschutzhecken, um die Anbauflächen zu schützen und ein Blätterdach zu schaffen. Hinzu kommt ebenfalls das Mulchen der Nutzpflanzen in grossem Mass, um den Wasserbedarf und die Austrocknung der Böden zu verringern. Man muss jetzt handeln, da die Landwirtschaft die (Über)Lebensgrundlage der Bevölkerung ist.

Manchmal haben wir den Eindruck, dass die Auswirkungen des Klimawandels erst noch kommen und wir sie irgendwie in den Griff bekommen oder ihnen sogar entkommen können. Die Begegnungen während meiner ganzen Reise in Guinea haben gezeigt, dass dies für einige Bevölkerungsgruppen sehr konkrete Auswirkungen auf ihr tägliches Leben hat. Es ist dringend Zeit zu handeln, dort sowie hier.

Xavier Mühlethaler

Übersetzt von Aline Tantscher