Der Begriff «Lokalisierung» hat 2016 Eingang in die internationale Zusammenarbeit gefunden. Das Konzept bleibt allerdings recht vage, wie eine Studie der Universität Oxford aus dem Jahr 2022 zeigt.

Die lokalen Akteure im Mittelpunkt

Der Aufruf zu einer vermehrten Lokalisierung ist darin begründet, dass die Entscheidungszentren in der internationalen Zusammenarbeit grösstenteils im Westen liegen. Die Denk- und Verhaltensmuster sowie auch die ungleichen Kräfteverhältnisse sollten infrage gestellt werden. Die Zusammenarbeit sollte «lokaler» konzipiert und die lokalen Akteure (wieder) in den Mittelpunkt gestellt werden.

Oberflächlichkeit versus Tiefgründigkeit

In der Theorie ist dieses Konzept der Zusammenarbeit «Mainstream». In der Praxis jedoch wird es nur selten umgesetzt. Für einige der im Rahmen der Studie befragten NGOVerantwortlichen besteht Lokalisierung darin, lokale Fachkräfte, statt Expats zu rekrutieren. Andere wiederum finden, dass die Rolle ihrer Organisationen von Grund auf neu überdacht werden sollte. Bislang wurde den oberflächlichen und technischen Aspekten zu viel und den strukturellen Fragen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Zurückhaltung und Widerstand

In einem weitgehend nach dem «Top-Down-Ansatz» funktionierenden System stossen derartige Initiativen auf institutionelle Barrieren, denn sie implizieren den Verlust von Macht und Kontrolle. Hinzukommt, dass der lokalere Ansatz es erschwert, den Anforderungen gewisser Geldgeber zu entsprechen, insbesondere in Sachen Rechenschaftspflicht.

Wie steht es um Nouvelle Planète?

Willy Randin, der Gründer von Nouvelle Planète, war ein Vorreiter, als er Nouvelle Planète mit der Vision gründete, die lokalen PartnerInnen und Begünstigten in den Mittelpunkt zu stellen. In unserer institutionellen Strategie formulieren wir dies wie folgt: «Wir überlassen es den AkteurInnen selbst zu definieren, wie ihre «Entwicklung» aussehen soll. Sie sollen ihre Geschichte selbst schreiben können.» Obwohl das Prinzip der Lokalisierung in unserer DNA verankert ist, bleiben wir selbstkritisch und nehmen – wo nötig – Anpassungen vor, um dieser Vision bei unseren Interventionen treu zu bleiben.

Xavier Mühlethaler

Übersetzt von Marina Bentele