Im Juli wurden dringend benötigte Hilfsgüter zu den Ashéninka-Gemeinschaften gebracht.

Peruanischer Amazonas - Die Folgen des Coronavirus sind für die indigenen Völker katastrophal – nicht nur direkt, sondern auch indirekt.

Peru ist eines der Epizentren der weltweiten Gesundheitskrise geworden. Es hält den traurigen Rekord für die höchste Corona­virus-Sterberate weltweit. (104 Todesfälle auf 100 000 Einwohner.) Ende Oktober gab es 890 000 bestätigte Covid-Fälle und 34 000 Todesopfer.

Die Krankheit hat besonders unter den indigenen Völkern aus der Amazonasregion einen hohen Tribut gefordert. Es ist schwer, mit Sicherheit festzulegen, was die Konsequenzen sind. Nach acht Monaten gesundheitlichem Notstand hat das Gesundheitsministerium Zahlen vorgelegt, wonach über 22 000 Fälle der Viruserkrankung auf die indigene Bevölkerung entfallen. Aber es fehlen zuverlässige Daten und die staatlichen Stellen werden momentan überschwemmt. Die letzten vom Ministerium veröffentlichten Daten besagen, dass 33 % der Personen, die in Loreto – der grössten Region im peruanischen Amazonasgebiet – getestet wurden, mit Covid-19 infiziert waren. 

Aufgrund der gemeinschaftlichen Lebensweise und des schwach ausgebauten Gesundheitswesens in der Region sind die indigenen Völker einem besonders hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt, das durch den Mangel an Behandlungsmöglichkeiten noch verschlimmert wird. Die Gesundheitsposten sind oft weit von ihrem Dorf entfernt und leiden unter chronischem Personal- und Materialmangel, insbesondere Beatmungsgeräte fehlen.

Von der Welt abgeschnitten

Andererseits sind auch die indirekten Folgen der Krise spürbar. Die ganze Region befindet sich in einem Zustand der Lähmung, Dörfer sind vom Rest der Welt abgeschnitten und haben keinen Zugang zu Grundnahrungsmitteln und lebenswichtigen Produkten. Die üblichen Verkehrsmittel sind eingestellt und das öffentliche Telefonnetz, das über Satelliten läuft, wurde vor Kurzem ausgeschaltet, nachdem der Betreiber Konkurs ging. Die Nahrungsmittelsicherheit in den Dörfern ist dadurch in Gefahr und es kursieren Falschinformationen und Gerüchten. Vor diesem Hintergrund haben manche Gemeinschaften den Zugang aussenstehender Personen eingeschränkt und andere haben sich in noch weniger zugängliche Gebiete zurückgezogen.

Als der Staat den medizinischen Notstand ausrief, fanden sich auch hunderte Indigene in Städten eingeschlossen, ohne die Möglichkeit nach Hause zurückzukehren. Sie mussten sich während mehr als drei Monaten selbst durchschlagen, um etwas zu Essen und einen Schlafplatz zu finden.

Nothilfe

In dieser Zeit musste Nouvelle Planète seine Aktivitäten an diese besonderen Umstände anpassen. Einige Projekte wurden verschoben, andere wurden neu geplant. Um die in der Hochebene Gran Pajonal lebenden Ashéninka zu unterstützen, wurde ein Transport von Lebensmitteln und medizinischen Materialien des Grundbedarfs organisiert.

Aurélien Stoll

Übersetzt von Sonja Tschannen